Offenbach Post

14 Länder, 4000 Kilometer, zehn Tage – es ist ein ganz schönes Abenteuer, dass sich Daniela Franke und Elias Bernd da vorgenommen haben. Vom 25. August bis 4. September sind die gebürtige Obertshausenerin und ihr Freund auf der Balkan Express Rallye unterwegs durch den wilden Osten Europas. Mit rund 150 weiteren Teilnehmern brechen sie als Team „van_ahoi“ von Dresden aus auf. Ziel der abenteuerlichen Tour, die laut Regelwerk abseits von Autobahnen, ohne Navigationssystem und in einem Fahrzeug nicht jünger als 20 Jahre absolviert werden muss, ist das österreichische Salzburg. Dazwischen liegen rund 4000 Kilometer teils nur schlecht ausgebauter Straßen. Dabei führt der Weg die Teilnehmer und ihre betagten Karossen unter anderem vorbei an Budapest, durch die Karpaten bis hinunter nach Tirana und über Sarajevo in Richtung Österreich – eine Strecke, die Elias’ betagtem VW T3 so einiges abverlangen dürfte. Den Allrad-Bus mit Reimo-Campingaufbau besitzt der 29-Jährige inzwischen drei Jahre und schraubt an den Wochenenden in einer Halle in Mannheim daran herum

Und das hat sich auch nicht geändert, seit sich das Paar vor rund einem Jahr in seiner derzeitigen Heimat Stuttgart kennen und lieben gelernt hat. Daran hat sich Freundin Daniela schnell gewöhnt, wie sie sagt. Die Zeit, die sie ihren Elias mit dem Bus teilen muss, halte sich ganz gut in der Waage. „Ich werd’ nur quengelig, wenn ich nix machen kann“, gesteht die 35-Jährige. Also macht sie regelmäßig mit, hat inzwischen selbst eine Beziehung zum gemeinsamen Hobby aufgebaut. Beide arbeiten auch beruflich in der Autoindustrie, er bei einem Zulieferer, der sich vor allem auf Klimatechnik spezialisiert hat, sie im Customer Management eines großen Fahrzeugbauers. „Aber ich hätte nie gedacht, mal im Blaumann unterm Auto zu liegen“, erzählt sie und lacht.

Dass dies auch auf der Strecke das eine ums andere Mal nötig werden könnte, ist bereits einkalkuliert. Denn im Gegensatz zum professionellen Rallyesport, wo die Fahrer einen ganzen Tross an Begleitern dabei haben, ist das Zweier-Team auf sich allein gestellt. Und somit neben Fahrer und Navigator auch Werkstattcrew, Catering und Marketing in einem.

Das Marketing, um das sich Daniela kümmert, ist vor allem wichtig für den eigentlichen Zweck der Rallye, die auch vom Fernsehsender Arte begleitet wird – das Sammeln von Spenden zu Hause und auf der Strecke. Das so gesammelte Geld geht später an einen guten Zweck, den die Teams vorher festlegen können. Im Fall von „van_ahoi“ sind das die Hilfsorganisation „AIDS-Waisen Intl.“ und das Projekt Franziskaner Stuben, das Obdachlosen einen Platz bietet. Mindestens 500 Euro sollen es bis zum Ziel der Rallye sein, mehr als 1000 Euro haben die zwei bisher schon zusammen. „Da packt einen natürlich der Ehrgeiz, noch viel mehr zu erreichen“, sagt sie.

Während Daniela sich um Marketing, Sponsoren und Logo kümmert, liegt es an Elias, den betagten Bulli fit für die Tour zu machen und den Vorrat an Ersatzteilen zu besorgen, die sie unterwegs eventuell brauchen könnten. Dieselpumpe, Radlager, Antriebswellen samt Manschetten – und natürlich eine Lichtmaschine. Der Chefmechaniker des Teams weiß um die Schwachstellen seines Schmuckstücks: Die Vorgängerin der aktuellen ist ihm im bei einem 6000-Kilometer-Trip entlang der Atlantikküste im vergangenen Jahr bereits kurz nach dem Start ausgefallen. Schließlich wollen sie es bis ins Ziel schaffen, was bei solchen Rallyes nicht selbstverständlich ist

Ankommen und unterwegs Spaß haben, lautet die Devise. Wegen eines Defektes und fehlenden Ersatzteilen auszuscheiden wäre da ein herber Schlag. „Zumal ich uns am Ziel zum Abschluss noch ein schönes Hotel gebucht habe, da müssen wir ja ankommen.“ Daniela ist da zuversichtlich. Verdient hätten sich beide das nach den Tagen im Bus vermutlich. Denn neben Campingausstattung, Vorräten und Ersatzteilen bleibt im Bulli nicht viel Raum. Einschränkung vor allem für den weiblichen Teil des Teams. „Ich brauch ja doch ein wenig mehr als Elias, der kommt auch mit ein paar frischen Boxershorts aus“, berichtet sie und lacht. Ganz so sparsam ist er freilich nicht, aber mit wenig Luxus kommen sie beide inzwischen gut aus. „Unterwegs reicht auch mal für ein paar Tage Trockenshampoo, mit meinen langen Haaren bräuchte ich ansonsten den kompletten Wassersack für einmal Haarewaschen“, sagt sie. Zwei der schwarzen Solarduschen mit je 25 Liter Wasser haben die beiden im Gepäck.

Und wie kommt man nun auf die Idee, bei so einer Ralley mitzumachen? „Der Gedanke, mal bei einer Rallye mitzufahren, hat mich schon länger beschäftigt, als Daniela dann mit der Idee kam, habe ich spontan ja gesagt und gedacht, das macht sie eh nicht“, erinnert er sich. „Und dann habe ich uns angemeldet“, sagt sie. Knapp vier Monate später wird es für die beiden am Samstag ernst.